Episode 72: No Exit und der deutsche Rechtsextremismus
No Exit, zu gut deutsch “Kein Ausweg”. So lassen sich wohl ganz gut die Lebensumstände vieler Menschen im Frankfurt Oder der frühen 2000er Jahre zusammenzufassen. Um der brandenburgischen Tristesse zu entkommen, vielleicht auch um ein politisches Zeichen zu setzen, vielleicht auch einfach nur um etwas menschliche Nähe zu erfahren gründen einige junge Frankfurter*Innen eine rechtsextreme, freie Kameradschaft.
Da ist der 22jährige Nico, Finanzberater und NPD-Mitglied. Er wäre gerne Führungsfigur, politische Autorität, scheitert mit seinen Bildungs- und Propagandaveranstaltungen aber immer am Desinteresse seiner Kameraden. Da ist die 28jährige Connie. Sie hat ein kleines Kind von einem Marokkaner, mehrere gewalttätige Beziehungen hinter sich und will eigentlich nur ein wenig Halt in ihrem Leben. Da ist der 19jährige Bibi, der im Kinderheim groß geworden ist und einer Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung entgegenblickt.
Franziska Tenner porträtiert in ihrem 2004er Dokumentarfilm “No Exit” diese drei Protagonisten sowohl intim als auch mit ironischer Distanz. Kommentiert wird viel, nicht verbal, aber in der Auswahl und Montage der Bilder und Geschichten. Tenner interessiert sich nach eigenen Angaben wenig für die politische Seite der Kameradschaft sondern viel mehr für ihr bizarres Scheitern und die traurigen Hintergründe ihrer Mitglieder*Innen. Und das sieht man diesem Film auch an, dem vor allem von der linken Filmkritik seine apolitische Stoßrichtung und sogar Verharmlosung rechtsextremer Strukturen vorgeworfen wurde.
Und so gebe ich deren Frage gleich mal an dich weiter, Johannes: Ist die Perspektive dieses Films problematisch angesichts der real existierenden rechtsextremen Bedrohung um den Jahrtausendwechsel? Und hat er heute noch Relevanz, wo wir mit ganz anderen Erscheinungsformen der extremen Rechten konfrontiert sind?
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 72: No Exit und der deutsche Rechtsextremismus Publishing Date: 2022-05-18T15:06:25+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2022/05/18/episode-72-no-exit-und-der-deutsche-rechtsextremismus/ Sollen wir noch einen kleinen Test aufnehmen? Laufen wir schon? Ja. Es läuft quasi eine Testaufnahme, aber wir dürfen nicht immer so ein Cold-Open-Test-Aufnahme machen. Das hab ich einmal gemacht, Plor. Aber jetzt willst du es wieder machen. Ich sehe es an deinem Grinsen. Du hast jetzt schon den Schnitt im Kopf und denkst, ah und dann könnte ich das machen. Jetzt mach ich einfach random Geräusche, dann kannst du damit gar nichts mehr anfangen. Herzlich willkommen, meine sehr verehrten ZuhörerInnen zum Muss-Man-Sehen-Podcast live aus Berlin auf Tape. Auf Tape, auf Tablet. Geschnitten vom mir gegenüber sitzenden zauberhaften Johannes Franke. Und ungeschnitten von dem mir gegenüber sitzenden Florian Plor-Bayer. Wollen wir vielleicht einmal kurz... Ja, herzlich willkommen, liebe ZuhörerInnen. Herzlich willkommen, Johannes. Herzlich willkommen, Plor, in meiner Küche. Zu einer neuen Folge des Muss-Man-Sehen-Podcast, wo wir uns gegenseitig Filme zuwerfen und dann darüber diskutieren. Schön, dass wir das Konzept nochmal erklären. Nach wieviel Episoden? 73 oder so? 72? 72. Wir erklären es jede zweite Episode. Ja, willkommen. Wir werden uns gegenseitig mit Filmen bewerfen, bis der Weltuntergang kommt. Ja, aber es gibt pro Episode nur einen Film. Ihr werdet nicht überfordert werden, keine Sorge. Heute habe ich einen Film ausgesucht, den Johannes vorher schon kannte, ne? Ja, aber es ist ewig her und es rumorte nur so ein bisschen in meinem Hinterstöbchen. Ja, nachdem wir jetzt eine Zeit lang wirklich so in der Filmgeschichte gegraben haben, dachte ich, wir sollten uns mal wieder langsam Richtung unsere Zeit bewegen. Und sind zumindest so die halbe Strecke oder drei Viertel der Strecke haben wir geschafft und sind im Jahr 2004 angekommen. Hast du die ganze Zeit eine Zeitstrahle im Kopf, Flor, während wir hier den Podcast machen? Nein, so ein bisschen. Tatsächlich, wenn ich mir die Folgen anschaue aus so einer Playlist, versuche ich immer so ein bisschen so einen Groove zu finden, dass wir immer hier und alte Episoden, Filmklassiker und Trash, dass sich das alles so ein bisschen abwechselt und die Balance hält. Jetzt habe ich das Bild im Kopf, wie du nachts unseren Podcast nochmal komplett durchhörst und die Timeline anschaust und du überlegst, oh nein, das hatten wir alles schon. Da in der Top 3 haben wir die Sechziger schon gehabt, das können wir nicht nochmal machen. Tatsächlich liebe ich es, Playlists zu basteln, also was Musik betrifft. Wenn mein Spotify-Account verloren ginge, wäre ich wirklich sehr traurig, weil ich einfach viele Playlists habe. Du musst wieder auf Kassetten zurückkaufen und du kannst wieder Mixtapes machen. Und das habe ich früher auch total gerne gemacht. Ich liebe Mixtapes. Ich habe die MP3-Mixtapes dann irgendwann gemacht, als die MP3-Zeit war. Das hast du mir auch geschenkt und ich war total hier. Das war für mich einer der Aha-Erlebnisse, was Musik betrifft, muss ich sagen. Das freut mich total. Und es ist eine große Ehre, weil Mixtapes, MP3-Mixtapes habe ich wirklich nur an Leute geschenkt, die mir sehr am Herzen liegen. Das hast du auch immer betont. Ich bin geneigt dir zu glauben. Also in der Regel habe ich die Mixtapes verschenkt, um Leute ins Bett zu kriegen, was mir leider nicht geklappt hat. Oh, wenn ich das gewusst hätte. Aber wenigstens habe ich dich vor das Mikrofon gekriegt und das ist so ein bisschen Ersatz Sex. Jetzt werde ich den Ehemann von Hazel Brugger zitieren, der als ihre Beziehung noch nicht ganz klar war irgendwann mal gesagt hat, sie wurden immer gefragt, wie ihre Beziehung denn wäre. Und er meinte, wir haben eine Freundschaft plus. Das plus steht für Arbeit. Ich glaube, das trifft in diesem Fall unsere Beziehung ganz gut. Schön, sehr gut. Ja, das ist gut. Kommen wir zu was Ernsteren, zu dem Film von heute. Oh Gott, wir kommen zu einem sehr ernsten Thema. Plor, was für ein Film hast du mir ausgesucht und was hast du uns angetan? Also ich habe für uns einen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2004 rausgesucht, der gar nicht so bekannt ist offensichtlich. Möchtest du Tee? Ja, bitte. Der damals schon ein bisschen Wellen geschlagen hat, aber jetzt auch nicht so groß und der glaube ich so ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Und zwar von Franziska Tenner, die eine Zeit lang eine Neonazi-Gruppierung in Frankfurt-Otter begleitet hat. Und ein Porträt von drei Personen aus dieser Gruppierung gezeichnet hat. Und ich glaube, ich steige einfach mal ein mit meinem Text, den ich vorbereitet habe und danach können wir über den Film reden. Bin gespannt. Also. Möchtest du noch Zucker in deinem, so ein Kluntchen? Ja, sehr gerne. Zwei Stücke. Zwei Stück? Komm, immer mal selber. Ich danke dir. So. No Exit, zu gut Deutsch kein Ausweg. So lassen sich wohl ganz gut die Lebensumstände vieler Menschen im Frankfurt-Oter der frühen 2000er Jahre zusammenfassen. Um der Brandenburgischen Tristesse zu entkommen, vielleicht auch um ein politisches Zeichen zu setzen, vielleicht auch einfach nur um etwas menschliche Nähe zu erfahren, gründen einige junge FrankfurterInnen eine rechtsextreme freie Kameradschaft. Da ist der 22-jährige Nico. Finanzberater und NPD-Mitglied. Er wäre gerne Führungsfigur. Politische Autorität. Scheitert mit seinen Bildungs- und Propagandaveranstaltungen aber immer am Desinteresse seiner Kameraden. Da ist die 28-jährige Conny. Sie hat ein kleines Kind von einem Marokkaner, mehrere gewalttätige Beziehungen hinter sich und will eigentlich nur ein wenig Halt in ihrem Leben. Und da ist der 19-jährige Bibi, der im Kinderheim groß geworden ist und einer Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung entgegenblickt. Franziska Tenner porträtiert in ihrem 2004er Dokumentarfilm No Exit diese drei Protagonisten sowohl in Team als auch mit ironischer Distanz. Kommentiert wird viel. Nicht verbal, aber in der Auswahl und Montage der Bilder und Geschichten. Tenner interessiert sich nach eigenen Angaben wenig für die politische Seite der Kameradschaft, sondern viel mehr für ihr bizares Scheitern und die traurigen Hintergründe ihrer MitgliederInnen. Und das sieht man diesem Film auch an, dem vor allem von der linken Filmkritik seine apolitische Stoßrichtung und sogar Verharmlosung rechtsextremer Strukturen vorgeworfen wurde. Und so gebe ich das gleich mal weiter an dich, Johannes. Ist die Perspektive dieses Films problematisch angesichts der real existierenden rechtsextremen Bedrohungen um den Jahrtausendwechsel? Und hat er heute noch Relevanz, wo wir mit ganz anderen Erscheinungsformen der extremen Rechten konfrontiert sind? Das ist wieder so ein riesiger Medizinball, den du mir dazu wirst, statt so einen leichten kleinen. Schon wieder kein Ping Pong, verdammt tut mir leid. Also, was ich glaube ist, dass wir diesen Film, dass der eine ganze gehörige Portion Relevanz hat, weil die auch heute die Anfänge immer genau dort stattfinden, wo sie sie aufzeigt. Also es ist ja kein, also natürlich sehen wir jetzt keine Pegida-Aufmärsche oder sonst irgendwas. Wir sehen halt die menschlichen Tragödien hinter diesem ganzen politischen Gebaren. Und das ist ja das Wesentliche des Films und das ist ja die Stärke des Films, das überhaupt zu zeigen. Ich habe natürlich mich auch lange gefragt, ob das eine gute Entscheidung war, alles, was an politischen Statements von Nico gekommen ist, einfach rauszulassen. Und ihn nur noch so in Interviewfetzen wie, wie stellst du dir deine Zukunft vor, wie soll deine Freundin sein und so, sowas drin zu lassen. Ich habe damit ein bisschen gehadert, habe aber dann festgestellt, dass es schon wirklich eine gute Entscheidung ist, weil man natürlich die Menschen braucht dahinter. Du willst ja wissen, wo es herkommt und welche Gefühlslage dahinter steckt. Dieses ganze politische Zeug weißt du ja. Du brauchst ja bloß in die Zeitung einmal reinzugucken und weißt, was da passiert. Was du nicht weißt, ist, was für Menschen dahinter stecken. Das ist total spannend. Damit hast du eigentlich mein Fazit auch schon so ein bisschen vorweggenommen, da wohin ich sanft hinführen wollte während dieser Episode. Ich sehe es tatsächlich sehr ähnlich wie du. Also um mal ganz kurz auf die Kritik einzugehen. Es gab zum Beispiel von der Taz eine Kritik, die mit dem Titel eigentlich ganz traurig, wo dem Film ziemlich vehement vorgeworfen wurde, dass er einfach zu unpolitisch sei. Und dass Franziska Tenner es nicht schafft, darzustellen, wie Menschen politisch verführt werden, weil die Politik ausgeklammert wird. Es gab in der märklichen Oder-Zeitung Text mit dem Titel, die sind doch einfach nur blöd, der noch doller dem Film vorgeworfen hat, dass er Rechtsextremismus verharmlosen würde. So nach dem Motto, hey, warum sucht ihr euch ausgerechnet die aus, die jetzt nicht krass in der Szene drin sind, in den Strukturen der Szene, sondern die halt einfach so ein armer versprengter Haufen sind, der irgendwie beachtet werden will. Warum sucht ihr die aus, damit verharmlost ihr das Ganze. Doch es gibt auch viel gefährlichere Rechtsextreme. Wir wollen doch wissen, wie die Leute dahinter sind. Und es gab von der Berliner Zeitung einen Film, der gesagt hat, der Film würde jugendliche Neonazis befingern und wäre komplett interessenlos denen gegenüber. Ich sehe es ähnlich wie du. Er macht natürlich etwas, er zeigt nicht die harten Strukturen, die es auch damals schon gab. Also er ist keine Antizipation des rechtsextremen Terrors, wie wir ihn einige Jahre später durch den NSU erlebt haben. Er ist kein Kommentar zur rechtsextremen Ideologie, wie sie nach 1990 entstanden ist, vor allem in Ostdeutschland. Aber was er macht, was tatsächlich unglaublich wichtig ist auch, ist, dass er quasi so eine Präventivarbeit macht oder beziehungsweise zeigt, wie wichtig so eine Präventivarbeit ist, so eine soziale Präventivarbeit. In dem er zeigt, die Leute, die eben keine Rädelsführer sind, die einfach nur mitlaufen, die so ein bisschen das Fußvolks sind, das sind Menschen, die am Rande der Gesellschaft sind. Und das hat auch heute noch eine gewisse Relevanz, weil wir haben heute eine komplett andere Form von Rechtsextremismus. Wir haben diesen Neonazismus, diesen Hitlerismus haben wir nicht mehr in der Rechtsextremen, sondern wir haben sowas wie die Identitäre Bewegung und die neue Rechte, die sich irgendwie versucht bewusst von diesen Menschen abzuheben. Aber diese Menschen sind ja nach wie vor die Wähler dieser Ausformung. Also die AfD-Wähler oder NPD-Wähler, das sind ja trotzdem noch ganz viele, die sich abgehängt fühlen und die sich alleingelassen fühlen. Und das auch einfach zu Recht, wenn man sich die Lebensgeschichten dieser Leute anschaut. Das sind traurige Lebensgeschichten, ne? Ja, das ist das Wesentliche an dem Film und der Darstellung. Ich hab in Erinnerung, dass ich damals, als ich den gesehen habe, weiß nicht genau wann. Es ist wahrscheinlich gar nicht so lange, nachdem der Film erschienen ist, hab ich ihn auch gesehen und hab viel mehr gelacht. Daran erinnere ich mich auch, das war bei mir auch so ähnlich. Und ich hab viel mehr so über die Idioten gelacht quasi. Und heute hab ich natürlich eine andere Perspektive darauf. Ich bin halt auch älter geworden, ne? Man hat irgendwie einen anderen... Das ist tatsächlich krass. Dieser Film hat natürlich so das Potenzial, so eine hochnäsige linke urbane Bubble zu bedienen, die dann sagt, guckt euch mal die Idioten an. Wir kriegen es nicht mal hin, Transpy ordentlich zu beschriften. Und das macht der Film ja auch. Das sind ja auch diese Kommentare von Franziska Tenner. Sie wählt ja natürlich auch schon ganz gerne so die Szenen, in denen sich unsere Protagonisten wirklich lächerlich machen. Also gerade was Nico betrifft, gibt es da am Anfang ne Menge Szenen, wenn wir zum Beispiel ihn vor diesem Plakat sitzen haben und er fängt an Buchstaben auszurechnen. Und er sitzt da mit Lineal und Stift und dann ist einer von seinen Kameraden und sagt so, ey, da muss man einfach draufmalen, kannst du nicht Graffiti? Und Nico halt natürlich mit der stolz geschwelten Brust eines Deutschen, so was mach ich nicht, mit so was hab ich mich nie beschäftigt. Und sie sitzen offensichtlich Stunden, wenn ich sogar Tage an diesem Plakat. Und am Schluss sagen sie irgendwann, okay, egal, jetzt machen wir einfach die Farbe drauf, was natürlich das Sinnvolle ist. Du, wenn du so ein Transpire hast, machst du halt einfach einmal mit Graffiti drauf und sie haben da Tage investiert und dann stehen sie 10 Sekunden vor dem Polizeirevier und dann wird das Plakat eingesammelt. Das ist so krass. Und vor allem auch mit der Rutzpe eines Beamten um die Jahrtausendwende, muss man sagen. Heute wär's vielleicht ein kleines bisschen anders, vor allem wenn ne Kamera da ist und alles, dann würdet ihr nicht kommen und sagen, geben sie mal her, ist eingezogen. Und dann sind die halt so echt, das ist ein trauriger Haufen, das ist unglaublich. Es gibt tatsächlich diese lustigen Szenen. Man kann nicht einfach sagen, Franziska Tenner erzählt hier ne Tragödie, weil man merkt, mit diesen Szenen zielt sie natürlich schon auch so ein bisschen darauf, Leute zum Lachen zu bringen. Ja und man kann auch, wenn du als Franziska Tenner da sitzt und die ernsthaft an diesem Bettlaken so lange sitzen, das würdest du niemals aus dem Film rausschmeißen. Natürlich nicht. Das ist Gold. Jeder von uns kann das nehmen. Das muss drin sein und da muss auch der Rechtschreibfehler, der dann irgendwie da drin ist, noch rein. Bei der nächsten Demo haben sie ja wieder einen ganz schlimmen Fehler. Härte Strafen für Kinderschänder. Härte Strafen für Kinderschänder. Es ist unglaublich. Das Scheitern spielt eine große Rolle. Das zieht sich dann so durch, dieses trage komische Scheitern. Dann gehen sie Klinken putzen auf der Straße und sprechen Leute an, um sie dazu zu kriegen, dass sie auf ihrer Liste unterschreiben. Und Nico, der Bibi, der ziemlich naiv ist, der spricht dann halt eine Familie mit einer schwarzen Tochter an, wo du denkst, oder mit einer schwarzen Enkelin, oder auf jeden Fall ist eine Schwarze dabei. Wirklich, du bist doch in der rechtsextremen Kameradschaft. Glaubst du wirklich, dass du hier Unterstützer für deinen Kampf gewinnst? Das ist unglaublich. Das ist wirklich krass. Und vor allem natürlich haben sie sich eine Sache gesucht, wo keiner widersprechen kann. Wir wollen härtere Strafen für Kinderschänder. Und dann sagen alle erstmal, ja, Strafen für Kinderschänder sind natürlich wichtig, klar. Und das ist halt die Methode von rechts, immer sich irgendein Thema zu suchen, wo keiner nein sagen kann, wo keiner sagen kann, das ist ein doofes Ding, das ist schlecht. Natürlich die Rechte heute macht das ja auch so, dass sie sich an diese populistischen Themen andockt. Also Corona-Politik ist so das aktuellste Beispiel. Aber dann auch die französischen Gelbwesten, da haben sie sich ja auch ganz krass angedockt, die französischen Rechtsextremen, um so, ja, uns armen Pendlern werden die Autos weggenommen und das Benzin wird verteuert. Man merkt halt die Instrumentalisierung von Seiten der NPD dieser jungen Gruppen. Ja, total. Das ist halt das Krasse. Und da haben wir Nico als rechten Arm quasi. Ja, Nico ist ja auch tatsächlich NPD und Nico will ja auch in der Partei aufsteigen. Der ganze Film ist eigentlich vor allem deswegen entstanden, weil Nico sich Popularität erhofft hat. Also Franziska Tenner war eigentlich in Frankfurt oder unterwegs, sie wollte auf jeden Fall was zu Rechtsextremismus machen, sie hat auch vorher Bücher dazu geschrieben. Und sie war unterwegs, weil sie tatsächlich einen NPDF-Funktionär porträtieren wollte und zwar Jörg Hähnel. Aber der wohnte da nicht mehr. Der Liedermacher war. Und dann ist sie durch Zufall ist sie auf Nico gestoßen und der war offensichtlich ziemlich angetan davon als junger Nachwuchs-NPDler, der halt hofft mit seiner Musik und mit seiner Politik irgendwie in der Szene Fuß fassen zu können. Man merkt den ganzen Film über, dass ihm das zumindest im Laufe des Films nicht wirklich gelingt. Aber dadurch hat es sich wohl relativ leicht sehr schnell an diese Kameradschaft ranzukommen und es gab wohl Skepsis ihr gegenüber, wahrscheinlich vor allem von den anderen, die auch einfach andere Vorstellungen haben als Nico. Das offenbart sich im Film ja auch peu à peu, dass es ganz andere Hintergründe sind, dass niemand so diesen Parteigehorsam wie er hat und keiner von denen hat Bock auf seine politischen Bildungen. Ja, also Rechtsextremismus als unpolitische Veranstaltung ist ja der Film auch im Grunde, was ich auch sehr spannend finde und sehr interessant, was sich ja übertragen lässt auf heutige Richtungen und so weiter. Das hat ja viel gar nicht mehr richtig mit Politikmachern zu tun, sondern eben mit dem Sozialen eingebettet sein und so. Und das scheint ja auch tatsächlich in dieser Kameradschaft zumindest partiell zu funktionieren. Also gerade wenn wir uns dann Conny anhören, die wirklich sucht und die wirklich so ein bisschen hilflos ist und offensichtlich viele Probleme hat in ihrem Leben außerhalb der Kameradschaft. Die findet da ja so auch so eine Art Halt, also vor allem mit Bibi, mit dem sie anscheinend gut befreundet ist. Was auch krass ist, sie ist halt 28 und er ist 19 und ihre ältere Tochter ist so nah an Bibi dran vom Alter wie sie. Was echt krass ist, also ihre ältere Tochter ist glaube ich so 12, 13 vielleicht. Es wird nicht genau gesagt, es wird auch nicht mehr darauf eingegangen, aus welcher Beziehung die stammt. Es wird nur auf diese andere Beziehung eingegangen, wo er ihr jüngeres Kind hat, das mittlerweile auch schon drei, vier Jahre alt ist. Und da erzählt sie, dass das ein Marokkaner war und es war wohl eine ziemlich harte Ehe. Er war gewalttätig und Franziska Tenner fragt sie dann auch ziemlich direkt, glaubst du, dass das auch ein Grund dafür ist, dass du jetzt so zum Rechtsextremismus tendierst? Und sie sagt so, ja wahrscheinlich spielt das eine Rolle. Sie gehört tatsächlich zu den Reflektierten in der Gruppe. Sie bezeichnet ja ihre eigene politische Ausrichtung als abartig, was ich spannend finde. Ja, weil im Grunde, wenn du so ein Reflektionsgrad hinkriegst, dann bedeutet das ja, dass deine Motivation dort zu sein nicht mehr viel mit Moral zu tun hat, sondern eher das, was ich sowieso die ganze Zeit vermute bei denen, ist, dass die eigentlich durch einen Rechtsextremismus wohl wissend, dass vieles davon moralisch nicht vertretbar ist oder dass viele Sachen, die vertreten werden, nicht wahr sind. Aber sie bekommen eine Aufmerksamkeit, die sie nicht bekommen würden, wenn sie ganz normale Jugendliche wären. Ja, sie haben halt auch einfach so eine Gruppe. Naja, es ist ganz banal. Es ist eigentlich fast so eine Art Jugendtreffin, die da zusammen in der Wohnung sitzen. Und dann haben wir auch diese krasse Diskrepanz. Dann haben wir Nico, der seine Schulungen macht und der zeigt ihnen dann irgendeinen Nazi-Film und sagt so, hey, lass uns mal darüber diskutieren und die haben alle Bock auf was anderes. Die wollen das nicht machen. Die sitzen dann da, die wollen rauchen und Bier trinken und sich ein bisschen unterhalten, ein paar Witze machen. Es ist geil, wie Nico da sitzt und der Film läuft und Nico muss sagen, Bibi, halt noch ein bisschen aus. Wie so ein Leder. Noch einen Moment. Das ist so geil. Das ist großartig. Vor allem, weil dieser Bibi ist ja wirklich, da ist vielleicht nochmal dazu gesagt, dass die, dass ihre traurige Seite gezeigt wird, aber das sind schon, also dieser Bibi zumindest ist ein gefährlicher Mensch. Das ist niemand, den du nachts auf der Straße begegnen willst. Absolut. Wenn du irgendwie anders aussiehst als er. Aber dieser Bibi hat halt auch so eine krass kindlich-naive Seite. Der ist 19. Der ist halt 19. Und der ist so ganz hibbelig. Aber er ist nicht auf dem Stand von einem 19-Jährigen. Er wirkt wirklich teilweise wie so ein verspieltes Kind, was sich auch nie ganz sicher ist, was es jetzt eigentlich machen will, total schnell abgelenkt ist. Und da gibt es ja auch diese Szene, wo er dann auf der Straße einen älteren Herrn anspricht und der fragt so, naja, wofür stehen Sie denn eigentlich? Und der hat keine Antwort. Er weiß nicht, was er sagen soll. Es ist unglaublich. Er versucht so ein, zwei Mal anzusetzen, gibt aber irgendwie echt auf. Er sagt dann einfach nur, ja wofür, ja auch, und lacht sich da auch selber über sich selbst kaputt, weil er feststellt, ich habe keine Ahnung, ich weiß überhaupt nichts über mein Leben, was ich hier mache eigentlich. Was soll das? Die Vinesen dieser Person, Bibi, wie sie ihm Filme erzählt wird, ist halt krass, weil wir ihn zuerst als sehr lustig fanden, weil er halt einfach so der Spaßvogel ist, der unkonzentriert ist und seine Geschichte wird als drittes erzählt, naja, also wir sehen ihn in den ganzen Filmen über, wir sehen ihn irgendwie so als Spaßvogel, der lustig ist und der auch irgendwie so ein bisschen so als Gegenstück zu Nico total sympathisch rüberkommt, weil er halt tatsächlich Nicos Arbeiten sabotiert, wie so ein kleiner Kobold. Das macht dann auch Spaß zu sehen, aber das wird dann wirklich sehr schwierig. Dann kommt dieser krasse Bruch, wenn seine Geschichte richtig erzählt wird, erfahren wir erst mal, dass er angeklagt ist wegen gefährlicher Körperverletzung und wir hören dann auch als erstes seinen Opfer. Das ist ein Jugendlicher, der 19 ist er auch, der halt auf der Straße überfallen wurde ohne Grund von Bibi und zusammengeschlagen wurde, und zwar gefährlich zusammengeschlagen, so wie das klingt, hätte das auch ein Totschlag sein können, was da passiert ist. Und dann haben wir diese zweite Ebene und es findet ein ganz krasser Bruch in unserer Wahrnehmung statt. Und dann muss Franziska Tenners irgendwie schaffen, mit dem Film ihn wieder zurückzuholen und das gelingt ihr auch, wenn sie ihn dann reden lässt und wenn sie sich mit ihm unterhält, nicht so, dass wir ihn verstehen, aber so, dass wir zumindest verstehen, wie das aus ihm geworden ist, was er ist, weil er erzählt dann davon, dass er im Kinderheim groß geworden ist, weil er ist mit 13 ins Heim wegen Verhaltensauffälligkeiten und es klingt so viel an, dass er Gewalt erlebt hat, sowohl von seinem Vater, bei dem er vorher war, als auch im Heim und dann erzählt er halt auch von seinen Selbstmordversuchen. Ja und seine Lehrer, die ihn erwischt haben und dann das irgendwie geschafft haben, ihn noch zu retten. Das ist schon ziemlich harter Tobak dann. Und dieses Gespräch zwischen den beiden, also es ist ja nicht nur so, dass Bibi das Franziska Tenners erzählt, sondern da ist ja auch der andere Kumpel mit dabei und die unterhalten sich darüber und die unterhalten sich auf eine Art und Weise darüber, das macht einen so fertig, weil der einfach nur noch so Sachen sagt wie, hast du falsch rumgemacht, hast du dich nicht richtig rumgebracht, sondern hast du in die falsche Richtung geschnitten und der so, ne, ich hab das schon richtig gemacht, war sich aber auch irgendwie nicht mehr so sicher, wie macht man das jetzt so. Das krass ist ja, er wirkt dann so verletzlich und so traurig, dann gibt es auch diese direkte Konfrontation, wo Franziska Tenners zu ihm sagt, du manchmal wirkst du auf mich einfach nur, als ob du so eine Traurigkeit in dir hättest und man merkt dann, es gibt diesen Versuch, also er wird einfach damit konfrontiert und es gibt diesen Versuch von ihm selbst das zu reflektieren und er schafft es nicht. Er scheitert daran, wirklich da tief auch in sich reinzugehen und dann redet er kurz drüber und dann fällt er aber wieder so in dieses erlernte, harter Hund zurück und sagt, naja, ist halt so, das Leben sieht halt so aus und der Stärkere gewinnt. Aber das, was er da blicken lässt, während er es wirklich versucht, das finde ich so spannend, dass er das tatsächlich versucht, dass er nicht sofort drüber bügelt, sondern dass sie offenbar bei ihm so einen hohen Stand schon hat, dass er wenigstens ernsthaft versucht, kurz eine Antwort zu finden und das auch wirklich zu reflektieren. Du schaffst das nicht, weil er nicht gewohnt ist und weil der Muskel im Hirn einfach nicht trainiert ist, dieses Reflektionen sich selbst gegenüber und seiner Kindheit und seiner Vergangenheit überhaupt. Aber er versucht es und das finde ich sehr gut und das gibt mir so ein kleines bisschen Hoffnung für die Figur, also für ihn. Es gibt ja tatsächlich diese Ansätze in der Sozialarbeit, so sehr annehmend zu sein und sehr auf die Leute zuzugehen und erst mal komplett zu akzeptieren. Das ist übrigens dem Film auch vorgeworfen wurde, in irgendeiner Rezension, von der linken Seite habe ich gelesen, dass Franziska Tenner genau das macht in Filmform und dass das vielleicht der falsche Weg ist, mit den Gefahren des Rechtsextremismus umzugehen. Aber tatsächlich übernimmt sie in diesem Film mehrmals, tritt sie aus der Rolle der Dokumentierenden hinaus und übernimmt fast ja so eine Sozialarbeiterrolle, wenn sie mit Bibi redet. Und sie ist wahrscheinlich die Erste, die auf diese Art ganz offen seine Verletzlichkeit anspricht. Und das macht sie ja mit Nico auch, als sie ihn zum Beispiel fragt, was für ihn Liebe bedeutet und als sie ihn fragt, was er von der Frau erwartet. Und die Antworten von Nico sind dann halt wieder sehr, also Nico ist einfach so krass. Also es ist schwer für Nico irgendwie so Verständnis zu entwickeln, weil er immer in dieser formelhaften Sprache verfangen ist und man merkt, er betet auch runter, ohne Verstanden zu haben. Ihm ist wichtig, er hat diese Phrasen parat, aber er hat die genauso wenig verstanden wie die anderen. Und die anderen machen da noch Witze drüber und sagen zu ihm, sag uns das doch mal so, dass ein normalsterblicher versteht. Und dann merkt man, dass er es selbst nicht versteht. Aber das Problem ist, auf emotionale Fragen reagiert er auch so, wie soll eine Frau für dich sein? Und dann sagt er, naja, sie muss nett sein, sie muss im Haushalt sein. Und dann fragt Franziska Tenner so lachend nach, nett im Haushalt. Und dann merkt man selbst, dass er sich so ein bisschen ertappt fühlt bei so einem klassischen rechten Quichee. Und das ist wirklich hart. Vielleicht ist Nico sogar der Unreifeste von allen. Es gibt ja diese Szene, wo seine Freundin sagt, er hat ihr, nachdem sie ihn einmal gesehen hat, geschrieben, ich liebe dich. Und dann lästert sie noch über ihn, dass sie meint, oh Gott, er weiß doch gar nicht, was Liebe ist, wenn er so was schreibt. Was bei Nico halt krass ist, dass der eigentlich, bei den anderen auch irgendwie, aber bei ihm ist es offensichtlich, weil sie genau danach fragt, sie fragt, was ist Liebe und Zukunft und solche Sachen. All die positiven Emotionen kann er überhaupt nicht richtig formulieren. Ja, er versucht es, er kämpft damit so ein bisschen. Aber alles, was negativ ist, kriegt er hin. Da geht er in die Wut und kann richtig rausholen. Und das offenbart auch so ein trauriges Spielfeld, was ihm irgendwie nicht gegeben ist, sich in Emotionen positiver wie negativer gleichermaßen zu bewegen, sondern eigentlich sein Leben darauf ausgerichtet ist, Wut und Hass zu empfinden irgendwie. Ich finde tatsächlich, also für mich ist eines der Highlights des Films, wenn Nico seinen Vater besucht und die Kamera dabei ist. Weil da werden diese ganzen, dieses emotionale Wechselbad, was der Film hat, wird da wunderbar so kondensiert. Wir haben zum Beispiel diese Szene, wo der Vater von Nico und sein Freund machen sich mit Bauernschleu über Nico lustig, über seinen Nationalismus. Und das machen sie, das ist eine wirklich lustige Szene, weil wir haben da einfach Leute, die es aber tatsächlich schaffen, ihn unterzuputtern und sagen, okay, gehören die fette Sau. Und da Goebbels, der war doch selbstbehindert. Sie reden natürlich schon, ihre Sprache ist jetzt echt so eine krasse Sprache, aber sie schaffen es, ihn damit unterzuputtern. Man denkt so einen Moment, hey, das ist voll witzig. Und ich habe mich damit abgefunden, dass Nico ein kleiner Nazi ist. Und Nico dann so klein laut zu klingen, bin ich doch gar nicht. Und nicht etwa ich bin kein Nazi, sondern so klein bin ich nicht. Und dann aber kurz darauf auf diese wirklich lustige Szene folgt, die Szene, wo wir erfahren, wo von Nico die politische Stoßrichtung herkommt, dann fängt der Vater nämlich an. Und der Vater sagt zwei Sätze vorher noch, das ist so ein kleiner Nazi, im Sinne von damit will ich nichts zu tun haben. Und dann fängt er an, so dermaßen über alles herzuziehen, was ihn irgendwie mal geärgert hat, was irgendwelche Rumänen und... Das N-Wort fällt mehrmals. Das N-Wort fällt mehrmals. Er hat wirklich eine furchtbare... Oh Gott, das ist übel. Und wirklich so wie aus dem Lehrbuch, wirklich eins zu eins, ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber dieser Satz fällt von dem Vater. Und er sagt, er unterteilt in gute und schlechte Ausländer. Genauso, das ist sein Lehrbuch, es ist unglaublich. Und das ist halt wirklich krass, weil der Vater kommt am Anfang wirklich sympathisch rüber, weil er ist halt so einer, der Nico klein machen kann. Und er macht sich drüber lustig und so weiter. Und dann diese Szene, wo wir diesen bürgerlichen Alltagsrassismus haben, oder meinetwegen auch diesen politarischen Alltagsrassismus, der sich halt reinsteigert. Und dann sehen wir, okay, kein Wunder, dass dein Sohn zum Nazi geworden ist, wenn der solche Reden von dir gehört hat, als er ein Kind war. Ja, und das Reflexionsvermögen hört da völlig auf bei ihm. Der Vater hat nicht im Geringsten eine Ahnung, wie das alles zustande gekommen ist. Dem ist es überhaupt nicht klar, dass Nico genau deswegen in diese Extreme geraten ist. Das ist so krass. Und man sieht auch, am Anfang ist es lustig, aber man merkt schnell, dass einem Nico eigentlich auch leid tun kann mit diesem Vater, der ihn die ganze Zeit unterbuttert, unterschlägt und alles Mögliche macht. Also weiß man auch wieder, wo es herkommt, nicht nur von der politischen Stoßrichtung, sondern auch emotional. Ja, total. Es geht kurz darauf, nach dem Weihnachtsfest, was sie zusammen hatten, folgt eigentlich die traurigste Szene des Films. Wenn zuerst Nico gefragt wird, was Liebe ist, und er nicht wirklich antworten kann. Und dann haben wir diese Szene, wo Franziska Tenner den Vater fragt, liebst du Nico? Man kann nicht antworten. Es ist so traurig. Wahnsinn. Und es wird mit jedem Satz, den er sagt, schlimmer. Lies mal vor, weil es ist wirklich schrecklich. Und es tut so weh, einen Menschen zu sehen, der keine Emotionen äußern kann und dabei nicht merkt, wie verletzend das ist, was er sagt. So richtig original mitgeschrieben habe ich nicht, aber er sagt immermals, Liebe, was ist Liebe? Ich habe Nico gern. Genau. Für Nico gebe ich alles. Liebe, das sind alles Wörter. Er kann einfach nicht sagen, ich liebe meinen Sohn Nico. Er kriegt diesen Satz nicht über die Lippen. Er schafft es nicht. Es ist unglaublich. Es ist so eine krasse Form von emotionaler Verwahrlosung. Das ist auch wirklich der Moment, wo man Mitleid mit Nico hat, weil es wirklich hart ist. Diese fehlende emotionale Reflektierte, die einem hergeht, mit dieser emotionalen Kälte, die dann automatisch entsteht. Dass er dann auch noch sagt, ich war doch immer für ihn da. Und die Mutter wollte ihn ja nicht haben. Dann kommt noch diese Geschichte, wo wir erfahren, dass die Mutter Nico nicht wollte, wegen ihrem neuen Mann. Dann ist tatsächlich der Moment erreicht, wo man denkt, okay, das ist schon ziemlich traurig, was wir hier vor uns haben und wie Nico groß geworden ist. Man muss halt dazu sagen, dass Franziska Tenner tatsächlich einfach echt die richtigen Fragen stellt. Da sieht man, welche Qualität gute Dokumentarfilmer haben müssen. Dass sie es schaffen, im richtigen Moment die richtigen Fragen zu stellen, um das zu offenbaren, was da ist, was dahinter steckt. Ich finde das ein bisschen beeindruckend. In dem Moment finde ich diese emotionale Verlorenheit, die sie da offenbart einfach nur krass. Sowohl was Nico betrifft, wie er mit Liebe umgeht, dass er fast schon verzweifelt nach einer festen, engen Beziehung sucht. Dieser Frau, die er gerade kennengelernt hat, so quasi alles gibt und da alles reinhaut. In seiner Beschreibung von Liebe sind die Worte Freude, Trauer, Schmerz, Glücklichsein. Das sei alles verbunden. Das war sein letztes Fazit, nachdem er rumgestammelt hat und ich wusste, was er sagen soll. Also, Liebe, Freude, Trauer, Schmerz, Glücklichsein. Ich habe das vor allem als formalisiert wahrgenommen, dass er da irgendwie Wörter reinwirft. Er hat keinen emotionalen Bezug dazu und er hat auch keinen intellektuellen Bezug dazu. Es ist für ihn einfach, genauso wie seine politische Haltung, basiert es komplett auf Phrasen, die er auspacken kann. Aber die bedeuten nichts wirklich. Die bedeuten nichts wirklich und das liegt einfach daran, dass ihm dieses Gefühl einfach fehlt. Dass er das auch einfach nicht erfahren hat. Es wäre auch eine Frage, Nico, wurdest du schon mal geliebt? Hast du das Gefühl, dass du mal geliebt wurdest? Wahrscheinlich wäre die Antwort nein. Was bedeutet denn Liebe? Ich hatte schon das Gefühl, dass er dann anfängt mit der Formelhaftigkeit, mit Freude. Dann findet er im Gegenteil Trauer, um das irgendwie zu kompensieren. Dann kommt der Schmerz und ich glaube, dass der Schmerz etwas ist, was er tatsächlich erfahren hat. Das kommt irgendwie aus ihm raus. Und dann versucht er was gegenzusetzen, glücklich sein. Ich glaube, dass es eine emotionale Entwicklung in ihm stattgefunden hat, wo der Schmerz sich einmal die Bahnen gebrochen hat und er dann versucht hat, das wieder zu deckeln, weil es nicht in sein Selbstbild passt. Also, dass es jetzt um Psychologie geht. Tatsächlich haben wir ja auch dieses problematische Verhältnis zum Thema Liebe und Beziehung. Das haben wir auch ganz stark bei Conny, die das ein bisschen mehr reflektiert, weil sie sagt, dass sie danach sucht. Aber die Reflexion führt halt nicht so weit, dass sie es irgendwie auf die Reihe kriegt. Wir haben dann auch das Gespräch mit Connys Mutter, die mit ihrem aktuellen Freund, der im Gefängnis ist, genau dieselben Probleme sieht. Und die sagt, die macht wieder genau denselben Fehler. Sie ist mit diesem Typen zusammen, die hat ihn kaum gesehen, weil der im Knast sitzt. Und sobald der draußen ist, behandelt er sie wie Scheiße. Und ich verstehe nicht, warum sie immer wieder auf diesen Menschen reinfällt. Also, Conny kann ihre Gefühle besser reflektieren und ist dann auf dem Weg zum Gefängnis, wo ihr Freund sitzt und sagt dann, ja, der ist ein cooler Typ und der kann lieb sein, der kann aber auch laut sein. Und wir sehen irgendwie, sie ist tatsächlich verliebt in ihn. Das wirkt echt, was sie da sagt. Sie macht das nicht so wie Nico. Sie bedient sich nicht aus Phrasen, sondern sie kann wirklich ihre Gefühle irgendwie erzählen. Aber wir kommen nicht um das Gefühl herum, dass sie wieder sich auf eine ganz, ganz schwierige Beziehung einlassen wird. Die kennen sich seit 18 Monaten. Die sind seit 18 Monaten quasi zusammen. Und haben sich davon vier Wochen in Freiheit erlebt. Und da muss er richtig Scheiße zu ihr gewesen sein, ne? Das ist das Krasse daran. Man denkt sich dann, ja, what the fuck. Also am Anfang vielleicht ein paar Wochen und dann war er wieder im Knast und dann ist er wieder rausgekommen. Dann haben die wieder ein paar Wochen, aber dann war er Scheiße. Und dann, aber sie denkt sich, nö, das wird schon wieder. Kriegen wir irgendwie hin. Ja, ihre Mutter sagt, warum muss sie sich immer so reinsteigern in diese Beziehung? Das klingt lustig, das Wort, wenn sie sagt, aber es trifft, glaube ich, ganz gut. Weil es ist halt auch irgendwie, es ist einfach so ein trauriger Moment, weil du es gefühlt hast, okay, sie läuft da wieder in einer Beziehung, die genauso schief laufen wird wie die anderen. Und ich will nicht wissen, was sie in der Beziehung mit dem Marokkaner, von dem sie erzählt, erlebt hat. Da sagt sie ja ganz krass, darüber will ich nicht reden, was echt mal eine harte Aussage ist. Also ich kann mir vorstellen, dass da schlimme Sachen passiert sind. Und sie hat halt eine zwölfjährige Tochter, also Conny ist ja auch schon 28, sie ist ja tatsächlich die älteste von denen. Sie hat da wahrscheinlich noch, es war wahrscheinlich nicht die einzige Beziehung, die schlecht gelaufen ist. Es scheint auch so ein Stable in ihrem Leben zu sein, dass sie Beziehungen hat, wo sie wahrscheinlich auch physische Gewalt erlebt, aber zumindest psychische Gewalt. Und deswegen macht der Film auch überhaupt nicht so richtig Lust, dann viel zu lachen. Auch über die Sachen, die eigentlich wirklich lustig sind. Dieses Banner, wo dann der Rechtscheibfehler drin ist und dann irgendjemand kommt und sagt, das rollt ihr mal schön wieder ein, das funktioniert so nicht, weil er den Rechtscheibfehler so vor uns zieht. Es ist schon irgendwie echt, es gibt lustige Szenen, aber die kann man nicht genießen, weil es einfach zu traurig ist alles. Es ist tatsächlich krass, dass wir beide diese Diskrepanz haben zwischen dem ersten Gucken mit 20-Jährigen und jetzt mit 30-Jährigen. Ich habe das damals auch viel lustiger wahrgenommen und diesmal viel tragischer. Und wenn es mal ein Lachen gab, das gab es hin und wieder, ist es trotzdem immer im Hals stecken geblieben und es war dann trotzdem dann doch was überwogen hat, war eigentlich immer so die Traurigkeit der Situation. Tatsächlich war nur Exe der erste abendfüllende Dokumentarfilm von Franziska Tenner. Ja, die hat sich vorher schon mit Rechtsextremismus beschäftigt. Sie hat Bücher geschrieben, ihre Blut- und Mutterschaft über rechtsextreme Frauen. Und dann nach AFF hat sie, glaube ich, studiert. Genau, sie hat dann erst nachdem das Buch erschienen ist, hat sie angefangen, Film- und Fernsehregie zu studieren und dann Kurzfilme gedreht. Und dann war nur Exe die erste abendfüllende Film und sie hat auch tatsächlich gar nicht mehr so viel gemacht, also noch so Auftragsarbeiten, aber so richtig dokumentarische Spielfilme ist nur dieser Kategorie C noch zu nennen, den ich auch gesehen habe, ist aber schon länger her und ist bei mir nicht so hängen geblieben wie No Exit. Okay, also auf ihrer Vita bei Cruel United, wo man ja immer guckt, wenn man irgendwie Filmemacher sucht, da steht nicht mehr als dieser Kategorie C-Film. Viel mehr Projekte stehen da nicht drin, ich weiß nicht genau, was sie gerade macht. Ich würde mir wünschen, dass sie viel mehr machen würde, aber vielleicht hat sie auch die Schnauze voll und macht lieber auf anderen Gebieten weiter. Ich hatte das Gefühl, dass sie doch relativ viel dreht, aber halt nicht so große Filme, sondern dass es eher so TV-Dokumentararbeiten sind, dass sie da in Teams arbeitet. Aber genauer kann ich es auch nicht sagen. Tatsächlich, ihre Spuren verwischen sich so ein bisschen nach dem Film, der ja mittlerweile auch schon fast 20 Jahre alt ist. Genau. Und dasselbe trifft auf ihre Protagonisten zu. Also bis auf Nico habe ich nichts gefunden, was die anderen Personen betrifft. Aber über Nico hast du was gefunden? Über Nico habe ich was gefunden. Der lässt sich relativ leicht online finden. Ich werde jetzt nicht seinen Nachnamen sagen. Der wird im Film, glaube ich, irgendwann mal erwähnt, aber ich will jetzt nicht hier Personen doxen oder so. Aber Nico ist offensichtlich tatsächlich einen NPD-Karriereweg gegangen, wenn man das so nennen kann. Der ist irgendwann in den Südwesten gezogen und hat auch für die NPD für Parlamentsarbeit kandidiert. Und zwar 2009 hat er für den Bundestag kandidiert und 2011 für den baden-württembergischen Landtag ohne Erfolg. Ah, dem Württemberg. Okay. In Karlsruhe war er dann aktiv. Und was aber stärker ist, was im Film auch immer wieder gezeigt wird, sind seine musikalischen Ambitionen. Und der ist seitdem und wahrscheinlich immer noch, auch wenn man, also das letzte, was ich habe ist so 2018, ist er als rechter Liedermacher unterwegs unter dem Namen der Rebell. Was ist das denn? Und es gibt einige, man findet ihn zum Beispiel in schriftlichen Anfragen der Grünen an den Bayerischen Landtag. 2017 und 2018 haben die Grünen dieselbe Anfrage an den Bayerischen Landtag gemacht, welche rechtsextremen Musikveranstaltungen gibt es denn so in der Region. Und da taucht sein Name auf, bei einer Musikveranstaltung oder so. Er ist so ein bisschen auf diesem, Moment, ich muss kurz gucken. Er ist so ein rechter Liedermacher, also man sieht ihn auch immer mal wieder klimpern in dem Film. Er ist so ein bisschen so ein Frank-Renneke-Typ. Frank-Renneke ist das Reinhard-May-Pendor der rechten Zähne. Also ein Liedermacher, der klassische Folk-Gitarenmusik macht, so wie man sie halt wirklich kennt von Hannes Wader und Reinhard May. Nur halt rechtsextrem, also nicht so Skinhead-Rock, sondern irgendwie so ein bisschen schön, ein bisschen folkisch, ein bisschen kitschig. Das, was wir sonst hören von ihm, wenn er im Altenheim da spielt. Warum? Das ist der Hammer. Sie laden ihn ins Altersheim ein. Was ist das für eine, oh mein Gott, wenn ich da sitze und alt bin und nicht mehr in der Lage bin, ihm einen über die Rübe zu ziehen, irgendwelche Mittel, ich würde ja im Boden versinken. Und er singt dann auch so sein Nazi-Weihnachtslied. Das ist unglaublich. In der heiligen Nacht treten die Soldaten ein in die heilige Halle. Und deutsche Mädel findet man selten und was auch, oh, es ist unglaublich. Sein Liebeslied, er sucht ein deutsches Mädel und dann sieht er sie da stehen, das deutsche Mädel. Oh, fuck, das ist so krass. Und du denkst dir, dafür habe ich so viel Scheiße erlebt und durchgemacht. Und jetzt kommt dieser Typ und erzählt mir was von, oh mein Gott. Und wie es aussieht, macht er das heute auch noch. Er ist wohl mittlerweile Familienvater, zumindest stand das in so einer Antifa Broschüre. Und er ist als der Rebelle unterwegs und er tritt bei rechten Musikveranstaltungen auf. Allerdings gehört er nicht zu den Großen. Also sonst würde man mehr über ihn finden, weil die linke Szene ist ja mittlerweile wirklich ganz gut, so Informationen zu sammeln über rechte Künstler und über rechte Politiker, deren Gefahrenpotenziale einzuschätzen. Und er ist jetzt nicht auf diesem Lancer-Level, was Popularität in der rechten Szene betrifft. Aber er tritt zumindest bei Veranstaltungen auf. Aber es könnte auch sein, mal ganz gewagte These, weil ich träume eigentlich sowieso nicht so viel zu, aber der Film hat allen wirklich viele Steine in den Weg gelegt, um in der Szene voranzukommen. Definitiv, das glaube ich auch. Also die waren so schockiert von dem Ergebnis des Films, hat ihnen wirklich wehgetan. Die haben sich selbst da angeschaut und haben gesagt, um Gottes Willen, so sind wir doch aber, sind wir so? Oh mein Gott. Und Nico hat eben verzweifelt, Frau, warum hast du keine politischen Themen von mir mit reingebracht, was ich dir erzählt habe und so. Und sie sagte halt, naja, ich wollte nicht die Politik, sondern das hat mich nicht interessiert. Gleichzeitig die Chance, sich selbst zu sehen und zu reflektieren vielleicht und draus zu finden, dass man vielleicht nicht gerade auf einem guten Weg ist. Aber andererseits natürlich in der eigenen Szene ziemlich zum Affen gemacht zu sein. Ja, das glaube ich auch. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für, zumindest für Nico, weil der es ja wirklich wollte, der wollte ja irgendwie die Karriere da machen, dass das für den am Anfang ganz schön schwierig war, weil er einfach auch von Rechten wahrscheinlich als Lachnummer wahrgenommen wurde in diesem Film. Und ich kann mir vorstellen, dass, ich habe jetzt nichts konkret gefunden, dass das in rechten Kreisen diskutiert wurde. Oh mein Gott, dieser Film hat unserer Sache einen Bären-Dienst erwiesen. Und wir werden jetzt als Lachnummer wahrgenommen, als Witzfigur. Dabei wollen wir doch einschüchtern sein und wollen nach außen hin Stärke und Geschlossenheit demonstrieren. Und jetzt guckt euch mal an, was dieser Dokumentarfilm über unsere Szene erzählt. Vielleicht muss man auch über diese Entwicklung mal reden. Das ist ja noch gar nicht so alt gewesen, dass diese Kameradschaften so sich entwickelt haben. Und dass man so soziales Engagement, die gehen ja auf irgendwelche Spielplätze und machen es sauber. Und er spielt halt im Altenheim und so und versucht da das Ganze als soziales Engagement zu tarnen und das als Kameradschaft. Tatsächlich sind die freien Kameradschaften ja vor allem ein Ergebnis einer tatsächlich ausnahmsweise, also nicht erfolgreichen, aber zumindest einer wirkungsvollen Strategie gegen die Rechten, die in den 90ern gefahren wurde. Nach der Wende hatten sich ja verschiedene rechtsextremen Kleingruppen gegründet. Und dann wurden auch größere Gruppen gebildet. So die nationale Alternative zum Beispiel, die sich in Ostberlin gegründet hat, wo ostdeutsche und westdeutsche Nazis quasi zusammengefunden haben und ihre eigene Wiedervereinigung gefeiert haben. Und dann wurden in den 90ern tatsächlich relativ viel verboten und beschlagnahmt. Also was große Gruppierungen betrifft, sowas wie die Wikingjugend und so, die wurden dann verboten. Und daraus haben sich diese kleinen freien Kameradschaften gebildet, die einfach dadurch, dass sie als freie Kameradschaften gelten, kein formaler Verein waren, keine formale Mitgliedschaft hatte. Und deswegen war es unglaublich schwer gegen die vorzugehen. Das war auch so eine Strategie der Rechten, zu sagen, okay, offensichtlich werden unsere großen Dinger verboten. Dann versuchen wir es halt mal so im Kleinen. Das ist auch relativ erfolgreich, muss man sagen. Daraus ist der rechtsextreme Terror auch entstanden. Natürlich. Das ist so jahrelang vom Verfassungsschutz bestritten, hat sich aus diesen freien Kameradschaften der rechtsextreme Terror gebildet. Die bekannteste Organisation ist die NSU. Und die ist 1998 entstanden in Jena. Und aus genau solchen kameradschaftlichen Strukturen, wie wir sie hier in Frankfurt-Oder haben. Man findet tatsächlich sogar, den Namen Niko findet man in einem Artikel über die NSU-Prozesse. Allerdings nicht als in der Struktur drin, sondern vielmehr wird einer, der ein Unterstützer war, von den NSU-Leuten gefragt, ob er mit wem er noch Kontakt hatte. Und dann wird nochmal darauf referiert, dass er offensichtlich diesen Niko kannte. Und er sagt dann aber, er hatte mit ihm schon sehr lange keinen Kontakt mehr. Interessant ist tatsächlich ja auch, was dann danach passiert ist. Weil das hat sich ja mittlerweile auch schon wieder geändert. Das hat ja im Jahr 2000 hat sich ja das Institut für Staatspolitik gegründet von Gerd Skubicek und Karl-Heinz Weissmann. Die sich so ein bisschen als Konkurrenz zur traditionellen neonazistischen Rechte verstanden haben. Und diese neue Rechte proklamiert haben, die früher davor schon in Frankreich und in einigen englischsprachigen Ländern populär war. Und woraus eigentlich die rechte Bewegung entstanden ist, die wir heute kennen. Also die identitäre Bewegung ist 2010 entstanden. Und sowas wie die AfD oder das Kompaktmagazin, die Rechten, die wir heute kennen, die wir heute als rechtsextreme Bedrohung wahrnehmen, die sind ja aus diesen Bewegungen entstanden, die ja schon in einer Konkurrenz auch zum Neonazismus standen. Weil sie gesagt haben, wir sind, also vor allem der krasse Unterschied ist halt, wir sind keine Hitleristen. Wir sind keine Rassisten, sondern wir sind für, wie nennen sie es, für die kulturelle Identität. Das ist quasi so weit gelabelt, das Ganze, der Rassismus wird weit gelabelt, in dem gesagt wird, es geht um Ethnologie und Kultur. Und das ist ja eher der Rechtsextremismus, den wir heute haben. Das sieht man unter anderem daran, dass die NPD gerade irrelevant ist, was Bundespolitik und Landespolitik betrifft. Und dass dafür halt eben eine Partei wie die AfD, deren führenden Mitglieder in sich ganz krass vom Hitlerismus distanzieren, dass die eben die starke Partei der politischen Rechten ist. Es ist eine andere Form von Extremismus, auch ein Rechtsextremismus, der viel näher am Bürgertum ist, also Pegida als Stichwort. Bei Pegida sind natürlich auch solche Leute dabei. Aber Pegida wird ja auch ganz stark getragen vom Besitzbürgertum, vom Großbürgertum, vom Bildungsbürgertum. Das, was man manchmal scherzhaft auch als alte weiße Männer bezeichnet, die halt irgendwie, die tatsächlich nicht am sozialen Rand stehen, sondern was haben, wo sie das Gefühl haben, dass sie das beschützen und wahren müssen, die Angst haben, was zu verlieren. Die Angst, was zu verlieren, das ist halt das Ding, was mich die letzten Jahre so wahnsinnig nervt. Deswegen kann man ja durchaus auch die Relevanzfrage nochmal stellen, weil die aktuelle Bedrohung vom Rechtsextremismus kommt eben weniger von diesem sozialen Rand, sondern mehr tatsächlich aus der Mitte der Gesellschaft. Ja, okay. Ja. Aber das sind vielleicht einfach zwei gleichberechtigt wichtige Ursprünge, die irgendwie belichtend werden müssen. Wo man nicht sagen kann, der Film hätte irgendwie was anders machen müssen oder sowas. Nein, überhaupt nicht. Der Film ist auch ein Dokument seiner Zeit. Genau. Viel früher entstanden ist. Aber ich würde ihm trotzdem die Relevanz nicht absprechen, sagen auch heute noch. Die Frage ist, kann uns der Film was über den Rechtsextremismus heute auch noch sagen? Dass er uns was über den Rechtsextremismus in den frühen 2000er Jahren sagen kann, ohne jede Zweifel. Ja, ohne Frage. Genau. Aber ich glaube eben auch heute, weil ich glaube, dass es jetzt gerade ein bisschen überdeckt wird von der intellektuellen Variante, Variante des Rechtsextremismus, aber dass das andere ist ja alles nicht weg. Du hast ja immer noch das gleiche Problem. Du hast genauso viele Hoffnungslosigkeit in Frankfurt Oder und Co. Tut mir leid, Frankfurt Oder, dass wir euch die ganze Zeit hier so... Aber der Film ist nun mal dort entstanden. Ich glaube, es gibt ganz viele Kottbuss und so Städte, die einfach in Hoffnungslosigkeit versunken sind damals und immer noch versinken. Da ist vielleicht auch gerade das apolitische Stärke von dem Film, dass es gar nicht so eine große Rolle spielt, dass die jetzt Rechtsextrem sind, sondern dass es auch viel mehr darum geht, es gibt diese Menschen und die fühlen sich an den Rand gedrängt und das führt zu Kriminalität, zu Gewalt oder eben zu Rechtsextremismus. Das sind aber Sachen, wo die Gesellschaft ansetzen kann, wo gesagt werden kann, wir brauchen vernünftige Sozialpolitik, vernünftige Arbeitsmarktpolitik. Das ist einfach Präventivarbeit gegen den Extremismus. Die fängt eben auch da an. Viele AfD-Wähler kommen aus dem Bürgertum, haben vorgesorgt, haben ihr Haus im Grünen, sind reich und satt. Aber es gibt eben auch die und die kann man abholen, wenn diese Menschen auch verstehen, dass sie, wenn sie die AfD wählen, dass sie dann eher ihren Schlachter wählen, weil die macht mit Sicherheit nicht die Sozial- und Wirtschaftspolitik, die diesen Menschen zugutekommt. Genau. Aber es ist ein großes und schwieriges Thema und wir werden jetzt nicht dieses Problem lösen innerhalb dieses Podcastes. Es ist vor allem so ein schwieriges Thema, weil wir bei unseren Protagonisten halt wirklich Opfer und Täter haben. Ich meine, es sind einfach mal Menschen, die Gewalterfahrungen hinter sich haben und gleichzeitig sind es aber eben auch Gewalttäter. Ja, als das mit Bibi angefangen hat, dass der es dann diesen Typen zusammengeschlagen hat und hat ja am Ende dann auch Haftstrafe bekommen, 16 Monate oder sowas. Ja, 16 Monate und danach ist die Gruppe auch tatsächlich zerfallen. Nico musste auch ins Gefängnis wegen Schwarzfahren und Unterschlagung. Der war einfach zu blöd, eine Rechnung zu bezahlen über 50 Euro, denke ich mal. Wie doof! Aber Conny hat offensichtlich eine Ausbildung im Altersheim angefangen. Ja, stimmt. Es wird am Schluss nochmal kurz kommentiert. Ich fände es tatsächlich spannend zu wissen, was aus diesen Personen geworden ist. Definitiv. Aber ich weiß auch, dass dabei so ein bisschen so eine Grosshipneugier dabei ist, weil die werden halt einfach, ja, keine Ahnung. Also es ist, ich weiß nicht, ob es relevant ist, weil die Leute stehen natürlich auch irgendwie stellvertretend für großen sozialen Komplexen. Ja, natürlich. Aber so wie der Film das macht, interessiert mich das trotzdem. Also auch individuell interessiert mich natürlich der Mensch Bibi oder der Mensch Conny. Weil natürlich möchte ich eigentlich gerne erfahren, dass Bibi irgendwann gemerkt hat, ja, okay, jetzt wo ich älter werde, verstehe ich so ein paar Sachen und lasse ein paar Sachen vielleicht sein. Es gibt ganz viele Sozialarbeiter, die früher total viel Scheiße gebaut haben und die dann angefangen haben zu verstehen, okay, vielleicht sollte ich immer anderen Leuten helfen, nicht die Scheiße zu bauen, die ich damals gebaut habe. Und da könnte ich ihn durchaus sehen, wenn er sich ein bisschen mögt. Der Filmtitel ist natürlich ziemlich hart in diesem Kontext, weil der gibt ja keine positive optimistische Perspektive, sondern der zeigt einfach nur diese Ausweglosigkeit und Franziska Tenner zeigt die ja auch so ein bisschen. Also nicht nur der Titel, sondern auch der Film selbst zeigt, dass es gibt jetzt nicht irgendwie so ein Hoffnungsfunk, wenn man vielleicht mal außen vor lässt, dass gesagt wird, Conny konnte endlich ihre Ausbildung im Altersheim anfangen. Willst du vielleicht auf die Top 3 hinaus, Flor? Lass uns mal zur Top 3 springen. So, welche Top 3 hast du denn für mich? Ich hab dir mal wieder so ein Procken hingeworfen, wo ich schöne deprimierende Sachen hören will, ohne Ausweg. Ja, ohne Ausweg. Und meinst du damit nur die sozialen Ausweglosigkeiten? Ganz allgemein. Wenn du einen Action-Thriller findest, wo jemand versucht aus dem Knast auszubrechen und es nicht schafft. Okay, gut. Sehr gut. Es ist tatsächlich schwierig, weil viele dieser Filme, die Thema Gefangenschaft oder Ausweglosigkeit haben, präsentieren dann eben doch einen Ausweg und haben meistens diese optimistischen Note. Darum geht es ja, deswegen macht man ja einen Film, damit man irgendwie... Für die Hoffnung? Ja, für die Hoffnung. Manchmal kann es auch ganz gut kathartisch wirken, wenn diese Hoffnung eben auch zerstört wird. Ja, da versuchen wir jetzt mal reinzugehen, mal gucken, was dabei rauskommt. Ich bin tatsächlich gar nicht so glücklich mit meiner Auswahl. Ich habe mich sehr schwergetan mit dieser Liste. Ich dachte, wow, mir fallen ganz viele Filme ein. Und dann sind mir nur Filme eingefallen, wo es eben dann doch diesen Funktion gibt, wie du sagst. Dass man eben doch sagt, hey, da gibt es einen Ausweg. Klassische Gefängnisdramen haben meistens diesen Optimismus, der dieser Liste eigentlich nichts verloren hat. Ja, Gefängnis, da muss ich ihn... Aber vielleicht in deiner Liste, verdammt. Nee, deswegen habe ich die nicht aufgenommen. So Klassiker wie Papillon und die verurteilten... Dance in the Dark? Dance in the Dark ist was anderes. Na, Dance in the Dark ist ziemlich ausweglos. Hast du den drin in der Liste? Nee, den habe ich nicht. Ich habe überlegt, ob ich ihn reinnehmen, aber natürlich, das ist ein Film, der da auf jeden Fall reinpasst. Na ja, das Problem bei dem Film ist, warum ich ihn nicht in die Liste gepackt habe, ist, dass der fucking Regisseur es geschafft hätte haben können, dass da Auswege sind, aber diese Frau wird einfach so dargestellt, dass sie so ergottergebend in dieses Unglück rennt. Die hätte es schaffen können, deswegen aus beleidigtem Zuschauertum habe ich das jetzt nicht mehr drin genommen. Und ich habe es tatsächlich geschafft, nicht nur deprimierende Dramen aufzunehmen, aber fang du mal mit deinem Platz 3 an, dann kann ich meinen Platz 3 bringen, ja. Mein Platz 3 wäre Melancholia. Du kommst dem Planeten nicht, der auf die Erde stößt, das ist so. Und sehr schön natürlich dann auch dieser Planet als Metapher auf eine Depression, von der es halt auch nicht wirklich einen Ausweg gibt. Depression ist einfach mal eine unheilbare Krankheit. Ja, aber besserbare. Besserbare, ja, behandelbare. Ja. Mein Platz 3 und was ist tatsächlich, ich habe etwas gefunden, was nicht so deprimierend ist, Cube. Einen Mystery Thriller aus dem Jahre, wir sind auch Anfang der 2000er, glaube ich. Ist das Ding, wo man da eingesperrt ist und dann raus muss und durch irgendwelche Fallen und am Ende kommt nur ein einziger am Ende raus? Sie wissen nicht genau, warum sie drin sind. 1997, oh, der ist auch schon alt. Da gibt es auch unheimlich viele Fortsetzungen von. Ja, aber die sind alle schlecht. Also ich habe sie nicht alle gesehen, ich habe den zweiten Teil gesehen, der war schlecht. Cube sind einfach Leute in einem Labyrinth gefangen, das aus Würfeln besteht und es scheint keinen Ausweg zu geben und sie versuchen trotzdem einen Ausweg zu finden. Und das Ganze ist ein Mystery Science Fiction Film, der mit Sicherheit nicht ohne Floss ist, der aber ganz geschickt mit diesem Konzept spielt, dass es so eine gewisse Hoffnungslosigkeit gibt und so eine Sinnlosigkeit in dieser Hoffnungslosigkeit. Weil sie fragen sich die ganze Zeit, warum wurde das Ding gebaut? Und irgendwann kommen sie so ein bisschen auf den Trichter, das Ding wird jetzt einfach benutzt, weil es gebaut wurde und es wurde einfach gebaut, weil es gebaut werden musste. Also ein bisschen existentialistisch. Ja, genau. Ein sehr netter kleiner Indie-Film aus Kanada, glaube ich. Ich glaube, ich fand den damals, als ich ihn gesehen habe, wider Willen gesehen habe, weil ich mit Horror-Filmen und Ekel-Filmen und so schon immer nichts anfangen konnte, fand ich ihn gar nicht so schlecht. Immer noch nicht richtig gut, aber gar nicht so schlecht, wie ich erwartet habe. Okay. Dein Platz zwei. Mein Platz zwei wäre dann Liebe von Hanneke. Ja. Also die sind halt alt und der Tod kommt und in diesem Fall in einer Form, die man eigentlich nicht erleben will. Sie ist halt ein Dement und wird immer pflegebedürftiger und selbst ist sie jetzt auch nicht mehr der Fitteste und versucht sich dann auch um sie zu kümmern. Ja. Ich muss immer nur an diese Szene mit der Taube denken. Und wie er der Taube so hinterhertrottet. Ja, er als alter Mann versucht diese Taube einzufangen und Hanneke das ewig lang stehen lässt und dass seine Kraft nur dadurch entfaltet, dass er einfach nicht aufhört, bis er diese Taube denn doch gekriegt hat und sie wieder aus dem Fenster entlassen kann. Ja. Also irgendwie so ein bisschen. Ach, das ist echt ein harter Film, aber ein großartiger Film. Ein sehr, sehr guter Film, jedem einen empfohlen zu sehen, aber ist natürlich ein schwieriges Thema und da muss man mit klarkommen. Man muss damit klarkommen, eine Frau dahinten sichend zu sehen nach und nach. Ja. Ja. Mein Platz zwei, Dead Man Walking aus dem Jahr 1995 von Tim Robbins, wo Sean Penn einen zu Tode Verurteilten spielt, der von einer Ordensschwester gespielt wird. Gespielt von Susan Sarandon besucht wird, die mit ihm in seinen letzten Tagen irgendwie so eine Art emotionales Band zu ihm aufbaut. Ja. Wir wissen aber, dieser Mensch geht seiner Todesstrafe entgegen und sie versucht sich noch dafür einzusetzen, dass das Ganze gemindert wird, dass er nur eine nebenslange Haft bekommt. Aber es ist klar, dieser Film läuft einfach auf den Tod dieses Protagonisten hinaus und Dead Man Walking ist so dieser berühmte Satz, der gesagt wird, wenn jemand von seiner Todeszelle zum elektrischen Stuhl geführt wird, dann wird eben Dead Man Walking gerufen, weil da ein toter Mann kommt. Und darum geht es die ganze Zeit im Film, wir sehen einen Toten, der seinem Tod entgegenblickt und es gibt keinen Ausweg. Ein sehr bewegendes Drama, vielleicht ein bisschen in Vergessenheit geraten, ein wirklich guter Film, ein Oscar-Film. Ah, okay. Hat für den besten Film keinen Oscar gewonnen, war aber für Regie nominiert und Susan Sarandon wurde für die beste Hauptdarstellung ausgezeichnet. Ach, schön. Sehr gut. Mein Film sehr ähnlich, Dead Man, ohne Walking. Der Platz 1? Der Platz 1. Dead Man mit Johnny Depp von Jim Jammusch, mit einem wundervollen Score von Neil Young, den ich hier rauf und runter hören wollte eine Zeit lang und nicht mehr ausschalten, der einen aber doch durchaus in eine düstere Stimmung versetzt. Johnny Depp ist vom ersten Moment an eigentlich tot. Der Film vermittelt einem eigentlich schon recht schnell. Ich gucke diesem Menschen jetzt eigentlich nur noch den ganzen Film lang zu dabei, wie er stirbt. Er kommt da irgendwie mit seinem letzten Geld, das er für ein Zugticket ausgibt, in einen Dorf, spielt irgendwann, weiß ich nicht, letztes Jahrhundert oder vorletztes Jahrhundert, ich weiß nicht ganz genau. Und er hat keinen Cent mehr und will da eine Stellung annehmen als Accountant, glaube ich. Und die Stelle ist aber schon weg. Die wurde ihm versprochen, aber die Stelle ist schon weg. Und er hat keine Perspektive mehr. Er weiß nicht mehr, was er machen soll. Er hat sein letztes Geld draufgegangen dafür und kann nirgendswo mehr hin. Und durch Verkettung unglücklicher Umstände erschießt er dann auch nochmal jemanden und dann wird er verfolgt. Dann kommt noch so ein Ureinwohner, der ihnen noch irgendwie die Wunden verbindet und so, der ihnen aber auch nur Sterbe begleitet quasi. Das ist unglaublich. Ja, das ist auch so. Es geht in den Tod. Man weiß, dass man sieht die ersten Momente, man sieht Johnny Depp's Blick und man weiß, dieser Mensch wird sterben und wir werden ihn auf einem sehr, sehr langen Todesmarsch begleiten. Ja, guter Film. Mein Platz eins ist ein Teil. Nein! Okay. Ich konnte mich nicht entscheiden, welche Kafka-Verfilmung ich nehme. Wenn es um Ausweglosigkeit geht, dann um Kafka. Ja, dann Kafka. Und zwar zwei, die Bücher übrigens dann an dieser Stelle auch nochmal empfohlen, zwei postumveröffentlichte Werke von Franz Kafka. Das Schloss und der Prozess, die Anfang der 20er entstanden sind, 1925 von Max Brot, der zu Kafka gesagt hat, leck mich, ich werde deinen letzten Mutsch nicht erfüllen. Danke, Max. Veröffentlicht. Das Schloss wurde 1997 von Michael Hannecke verfilmt. Als Fernsehfilm. Ein österreichischer Fernsehfilm und wirklich gut mit Ulrich Müher als Landvermesser und es ist weniger ohne Ausweg, als vielmehr ohne Einweg, weil es geht darum, dass dieser Landvermesser K. Ja. Zum Schloss will und er schafft es einfach nicht dahin. Ihm werden ständig Hürden in den Weg gelegt und es ist ein unglaublich deprimierender Weg, weil man weiß irgendwann, okay, er wird es da nicht hinschaffen. Fuck. Und er kommt zwar ein bisschen vorwärts, aber es ist immer so zwei Schritte vor und zwei Millionen zurück. Oh Gott. Und die Zeit scheint still zu stehen und Hannecke kann sowas natürlich großartig inszenieren. 120 Minuten lang Zeitstillstand. Tolle Verfilmung. Und der Klassiker der Kafka-Verfilmung und der Kafka-Romane auch ist natürlich der Prozess. Das Buch aus dem Jahr 1922, postum 1925 veröffentlicht. Der Film aus dem Jahr 1962 von Orson Welles mit Anthony Perkins als Joseph K., der angeklagt wird und nicht genau weiß, warum und irgendwie versucht herauszufinden, warum er angeklagt wird und wie er sich verteidigen kann. Und der nach und nach seinem Todesurteil entgegengeht und mit einer riesigen Apparatur konfrontiert ist, der sich einfach nicht entziehen kann, die ihm keine Chance lässt. Das Ding ist so absurd. Ja. Ich habe auch echt so lange geschwommen in diesem Buch, eigentlich bis zum Schluss. Ich wusste überhaupt nicht, was wie... Aber es ist gut, weil er das gut macht, weil man mit der Hauptfigur schwimmt. Genau, das ist absolut Verlosenheit. Das Interessante ist ja, ich mag diese eine Anekdote, von Kafka gibt es viele Anekdoten. Ich mag die eine Anekdote, dass Kafka ein unglaublich witziger Mensch war und dass der seine Bücher überhaupt nicht als das wahrgenommen hat, als das wir es wahrnehmen. Wir lesen Kafka ja so als modernen Horrorautoren, der die Ausweglosigkeit, die Hilflosigkeit einer ganzen Generation und insbesondere von sich selbst als Jude, der mit Unterdrückung konfrontiert ist und der irgendwie versucht, seinen Weg in der Welt zu finden. Angeblich hat Kafka seine Bücher gelesen, hat dabei schallend gelacht. Es gibt so die eine Anekdote, wie er wirklich vor einer Abendgesellschaft steht und die Verwandlung liest und sich kaputt lacht darüber und alle anderen lachen auch. Und es ist ein riesiger Spaß und eine riesige Freude. Okay. Und es ist vielleicht noch mal so ein Anstoß, Kafka auch anders zu lesen und das Bizarre ein bisschen mehr zu feiern, was in seinen wirklich düsteren, ausweglosen Geschichten zum Tragen kommt. Das wäre mal eine spannende Herangehensweise, zu sagen, okay, ich mache eine Verfilmung von die Verwandlung meinetwegen und mache echt eine Komödie draus. Oh mein Gott, oh mein Gott, da finde ich nicht viele Freunde, die mitmachen wollen. Das war unsere Top 3. Zurück in den Film und zum Fazit oder wie ist das? Ich glaube, das wichtigste Fazit haben wir, also das Wichtigste haben wir schon relativ früh herauskristallisiert aus diesem Film. Ein Film ist es, ein Film, der zwar seine lustigen Momente hat, aber vor allem ein tragischer Film ist. Und ich finde, es ist ein Film, der sehr gut zeigt, das ist, was eigentlich als Prävention gegen Rechtsextremismus auch notwendig ist, nämlich eben den Menschen zu helfen, die am Rand stehen. Ja. Das ist genau das, was ich eben auch denke, was sich immer wieder durch den Film durchzieht. Wenn du diese Fragen hast, die sie zwischendurch immer mal stellt oder wenn der Passant stellt, den Bibi da anspricht, ja, wofür steht ihr denn, was für Ideale habt ihr denn? Nico sagt, ja, Hitler hat uns Ideale zurückgebracht, die wir längst verloren hatten und dann wird er gefragt, welche Ideale sind denn das? Und er stammelt sich irgendwas zusammen und weiß nicht, was er sagen soll. Die wissen einfach nicht, wo sie sind. Sie sind so verloren irgendwo zwischen so vielen Stühlen und wissen nach unten, nicht nach oben, nicht links und nicht rechts. Sie wissen einfach nicht, wo es lang gehen könnte. Und genau da brauchen wir einfach wahnsinnig viel Bildung, Hilfe, einfach Angebote, Möglichkeiten, sich dort an Leitern rauszubegeben. Und das ist das, was ich glaube, was wir immer noch versäumen, was uns immer noch Probleme bereitet als Gesellschaft. Und um das zumindest noch ein ganz klein wenig zu relativieren, diese Empathie für diese Menschen darf trotzdem nicht zulasten von einem ganz klaren Kampf gegen die rechtsextremen Scharfmacher gehen. Die, die quasi oben sitzen, die Propaganda machen, die aufstacheln, die Hass und Hetze verbreiten, gehören aufs Härteste bekämpft. Absolut, absolut, dann bin ich voll bei dir. Aber es ist halt wirklich so, dass du im Grunde ja nur, gut, das Existierende musst du bekämpfen, aber du kannst ja nur für die Zukunft vorsorgen, indem du schon an der Wurzler anfängst und sagst, okay, ich versuche dort anzusetzen und das Gefolge, weil die sind nicht wie wir an Nico sehen. Nico ist nicht schlau genug gewesen, sich hoch zu arbeiten bis in seiner größten, also ich unterstelle ihm das jetzt. Vielleicht ist er auch schlau genug gewesen, sich nicht hoch zu arbeiten, aber ich traue ihm einfach nicht so wahnsinnig viel zu. Und das sind einfach, wir gucken da auf Menschen, die ganz easy auch auf der anderen Seite hätten landen können, wenn sie andere Zusammenhänge gehabt hätten. Und wir müssen denen einfach andere Zusammenhänge bieten. Wenn sie einfach mal in den Arm genommen worden wären. Solche Sachen zum Beispiel. Na ja. Okay, in diesem Sinne, vielen Dank fürs Zuhören. Vielen Dank fürs Reden, Johannes. Harten Tobak. Wenn ihr wissen wollt, was nächste Woche dran kommt, dann bleibt noch kurz dran. Ansonsten euch eine schöne Woche und wir hören uns. Wir hören uns, bis dann. Ciao. I found it pretty cool. Not good. Aber ich fand es cool. So. Das war's für heute. Das war's. Guten Abend und bis morgen. Tschüss. Ciao. Brem brem brem brem brem brem brem brem. So. Ich muss noch ganz kurz was sagen. Was, was, ja. Ganz kurzes Postscriptum. Den Film kann man auf Youtube gucken. Wenn ja no exit franziska tenner bei Youtube eingebt, da findet man den Film in aller als anderer als berauschender Qualität. Es ist wirklich so. bei YouTube eingebt, da findet man den Film in alles andere als berauschender Qualität. Es ist wirklich sehr schlechte Qualität und man merkt, dass es so VHS-Qualitäten hat quasi. TV-Rib, genau, TV-Rib, der wahrscheinlich vielleicht wirklich auf einer Kassette war. Ja. Ist nicht sogar am Anfang irgendwie so was drin, dass man es sieht, so ein Bandgewusel. Zwischendurch auch wieder, also es ist schon viel dabei, wo man denkt immer mal wieder, oh, kann ich das ordentlich gucken, aber es lohnt sich, durchgucken, weitergucken. Ja, und ansonsten, also es gab eine DVD von dem Film, Blu-ray wurde nicht gemacht und warte, einen Augenblick, jetzt gucke ich doch noch mal ganz kurz bei Amazon, ob man den noch kaufen kann. Bei Amazon kann man ihn nicht kaufen. Ich habe ihn nicht gefunden, nee. Und ich glaube auch, es gibt ja, es gibt noch die Film-Webseite dazu. Aber da steht es auch nicht richtig drin, wenn ich mich richtig erinnere. Genau, das war, es gibt die, es gibt bei Basisfilm, die den Film produziert haben, gibt es eine Seite dazu und da sind, aber findet man ein Interview mit Franziska Tenner, ein paar Bilder aus dem Film und das war's. Also der Film hatte eine Kino-Auswertung, lief im Fernsehen und ich kann ehrlich gesagt nicht genau sagen, was danach weiter passierte, sieht aus, als ob es nicht mal eine DVD davon gäbe. Es ist total traurig, weil der Film wirklich ein wichtiges, also für mich ein wichtiges Zeitzeugnis ist. Okay, was hast du für mich nächste Woche? Gut, also, Plor, ich ziehe uns mal in eine völlig andere Richtung, damit wir wieder ein bisschen hochkommen auch für nächste Woche. Und wir gucken uns wieder etwas von Wes Anderson an. Wuhu! Obwohl du ja schon das letzte Mal gesagt hast, dass du mit Wes Anderson über die Zeit, die er so Filme macht, so ein bisschen durch das doch sehr sich durchziehende Pattern, was er so mit sich rumträgt, Visuell-Style, Visual-Style und so, dass du den da so ein bisschen schwierig findest irgendwann. Stimmt das? Ja, also mit Wes Anderson habe ich schon länger meine Probleme und kurz zu sagen woher ich komme, ich war großer Wes Anderson Fan, als der angefangen hat in den 90ern und frühen 2000ern, habe ich Wes Anderson Filme sehr gemocht und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sein, ein Problem, was auch andere Regisseure haben, dass er zu sehr in seinen eigenen Stil verliebt ist und da so ein bisschen hängen geblieben ist auf seinem Stil und die letzten Filme habe ich teilweise gar nicht mehr geguckt, weil es mich tatsächlich auch einfach nicht mehr interessiert hat. Weil ich dachte, okay, ich muss jetzt nicht noch mal eine Familie sehen, die vor Waldtapeten in einem perfekten Frame stehen und verloren in die Gegend gucken, während irgendwelcher Indirock im Hintergrund läuft oder so. Und ich denke mir immer wieder, ja, zeig mir mehr davon, ich nehme mehr komischen Tapeten. Was hast du denn von Wes Anderson? Und zwar den ganz neuen, der 2021 rausgekommen, der ja schon 2020 rauskommen sollte und dann aber wegen Corona und Cannes und so weiter. French Dispatch. Wunderbar, nicht gesehen, keine Ahnung. Sehr gut. Natürlich das Plakat gesehen und gedacht, ah, schon wieder ein neuer Wes Anderson. Ich bin gespannt. Ich bin so gespannt, ich muss ihn auch noch mal gucken, weil ich hab ihn ja jetzt auch ne Weile nicht gesehen, sobald er draußen war, hab ich ihn angeschaut und dann, ja, ich weiß auch noch nicht, ob ich den, wie gut ich ihn eigentlich finde, ich muss das immer noch mal rausfinden. Ich bin gespannt. Gut, okay, wir sehen uns den an und ihr schaut ihn euch auch an und dann sehen wir uns, hören wir uns nächste Woche wieder. Bis dahin, ciao.
